[Rezension] Ich gegen Osborne


 
ANGABEN

Titel: Ich gegen Osborne
Autor: Joey Goebel
Genre: Belletristik
Seitenzahl: 432
Format: Taschenbuch
Preis: 11,90€
Verlag: Diogenes
ISBN: 978-3257242843

Klappentext: Er ist ein Unikat in einer Welt, in der sich jeder durch Originalität abheben will. Er ist als Einziger erwachsen in einer Welt mit kindischen Spielregeln. Und der Einzige, der sich noch nach etwas sehnt und auch dafür kämpft: der Schüler James Weinbach. Mit Ich gegen Osborne zieht Joey Goebel der amerikanischen Partygesellschaft den Stecker!



REZENSION
 
Ich muss sagen, ich habe ich mich ganz lange nicht an "Ich gegen Osborne" herangetraut. Meine Angst, enttäuscht zu werden, war zu groß. Nach einem so großartigen Roman wie "Vincent", konnte Goebel sicherlich nicht mit sich selbst mithalten. Noch dazu ist so ein Schultag ein Thema, was schnell langweilig werden kann. Vor allem wenn es nur um diesen einen geht.

Aber meine Sorgen waren unbegründet, denn die Umsetzung ist einfach nur genial.


Ich war unglaublich begeistert davon, dass sich Erzählte Zeit und Erzählzeit in diesem Roman tatsächlich decken. Es hätte schnell langatmig werden können, aber Joey Goebel nutzt jede einzelne Zeitspanne sehr geschickt, um uns James noch näher vorzustellen. So bekommt man als Leser das Gefühl, direkt dabei zu sein.

James macht einen Schultag durch, der wohl der Albtraum eines Jeden wäre. Dabei lernen wir ihn als Menschen sehr gut kennen, denn seine Gedanken werden uns sehr ausführlich präsentiert. Er sieht sich als den letzten Gentleman unter all den hedonistisch veranlagten Menschen seiner Zeit. Seine Abneigung ihnen gegenüber zeigt er mehr als deutlich, denn sie haben es nicht anders verdient und scheinen auch nicht gut behandelt werden zu wollen. Und so wird dieser Tag für wohl alle Schüler unvergesslich. Denn die Bilder, die James und sein Jahrgang voneinander haben, werden ordentlich auf den Kopf gestellt.

Und auch, wenn James ein Charakter für sich ist, denke ich, dass sich wirklich Jeder mit ihm identifizieren kann. In ihm bündeln sich all die Gedanken, die wir uns wohl alle während unserer Schulzeit einmal gemacht haben. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich über Sätze gestolpert bin, bei denen ich gerne heftig genickt hätte. James bringt das was alle voneinander halten zum Ausdruck. Und zwar ohne jegliche Euphemismen.
Überhaupt mochte ich jegliche Charakterdarstellungen in diesem Roman. Selbst Nebencharaktere haben ihre kleinen Macken, die sie von anderen unterscheiden und plastisch machen. Oft werden stereotype Bezeichnungen genutzt, welche später durch Handlungen oder Fakten gebrochen werden.

Es ist eindeutig, dass in all dem auch eine Gesellschaftskritik versteckt ist, wie es auch in Goebels "Vincent" der Fall ist.
Im Grunde ist dieser Fakt auch genau der, der mich an diesem Buch am meisten begeistert. In der heutigen Zeit dienen die meisten Romane nur noch der Unterhaltung, dabei ist doch die enthaltene Kritik genau das, was eine Handlung besonders wertvoll macht. Es ist wichtig, dass Romane sich mit dem auseinandersetzen, was die Menschen in der jeweiligen Zeit bewegt.
Ich finde, dass die Oberflächlichkeit der Gesellschaft, unter der wir alle in irgendeiner Form leiden, in "Ich gegen Osborne" sehr schön thematisiert wird. Die Problematik wird von mehreren Seiten beleuchtet, sodass man auch als Leser zum Nachdenken und Reflektieren animiert ist.

Das ganze Buch wird durch Joey Goebels Schreibstil abgerundet. Er nutzt eine sehr klare, ehrliche Sprache, die sich flüssig lesen lässt und sehr gut zur Handlung passt.
Auch die Einteilung des Romans in bestimmte Zeitabschnitte hat mir sehr gut gefallen. Sie hat das Lesen eindeutig erleichtert und ist sicherlich verantwortlich dafür, dass ich mit dem Werk überdurchschnittlich schnell durch war.

Wenn man sich auf die Grundidee einlässt, ist "Ich gegen Osborne" ein Roman, der einen sehr begeistern kann. Daher möchte ich ihn jedem wärmstens ans Herz legen.

 
Handlung
Charaktere
Schreibstil
Struktur




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