[Rezension] Die Keime - Old Souls I

Angaben:

Titel: Die Keime - Old Souls I
Autor: Julia Mayer
Genre: Dystopie
Seitenzahl: 346
Format: Taschenbuch
Preis: 9,99€
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN: 978-1481088633

Klappentext: Die Welt gerät aus den Fugen, als den Menschen das Erlangen der Wiedergeburt verwehrt bleibt. Die schwächsten Glieder der Gesellschaft werden gejagt - und auch Avery findet sich auf der Flucht vor ihrer eigenen Familie wieder. Mithilfe anderer Flüchtlinge versucht sie, sich ihre Freiheit zu erkämpfen und gerät dabei immer wieder aufs Neue an scheinbar unüberwindbare Grenzen. Eine Jagd nach Sinn und Menschlichkeit beginnt ...


TITEL
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Er ist passend und irgendwie auch nichtssagend. Ohne den Inhalt zu kennen hat man wahrscheinlich keine Vorstellung darunter. Das finde ich eigentlich immer ganz gut, da es mich dazu anregt, mich genauer mit dem Buch auseinandersetzen zu wollen. Ich kann es nicht leiden, wenn ein Titel schon den halben Plot verrät und das passiert hier glücklicherweise nicht.
Da ich das Wort "Keim" aber eher als abstoßend empfinde, hätte ich mich ohne den Zusammenhang mit dem Cover wahrscheinlich erst einmal nicht so schnell für das Buch interessiert. Daher "nur" vier Punkte.
 
COVER 
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Es ist definitiv hübsch und verleitet zum genaueren Betrachten. Außerdem stehe ich auf alles, was schwarz und grau und düster ist. Auch die Augen hervorzuheben macht angesichts des Plots Sinn, sodass es nicht bedeutungsleer ist. Überhaupt ist das Cover für mich sehr ästhetisch gestaltet, sodass ich es im Buchladen wahrscheinlich schon allein deswegen gekauft hätte. Deswegen klare fünf Punkte hier.

INHALT
 
HANDLUNG
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Der Roman spielt auf der Erde, einige Jahrzehnte in der Zukunft. Seelen werden wiedergeboren, dafür müssen sie im Leben jedoch vier Phasen durchlaufen, vom Keim zum Splitter, vom Splitter zum Herz und schließlich zur Asche werden. Je weiter sie in der Phase sind, desto mehr Erinnerungen an ihre alten Leben haben die Menschen. Der Kernproblem der Geschichte ist, dass man plötzlich nicht mehr wiedergeboren wird, sondern endgültig stirbt. Daran wird den Keimen die Schuld gegeben, was zunächst nicht weiter begründet wird. Sie werden verfolgt und getötet.
Avery und Skar gehören zu diesen Keimen und sind gemeinsam auf der Flucht. Bei Cosima, einer alten Bekannten Skars, finden sie zunächst einen Unterschlupf, dann folgen die nächsten Probleme.
Man taucht in eine Welt mit wunderbar vielen futuristischen Details ein, wie Leuchtquallen als Lichtquellen, Flugzeuge als alltäglich genutzte Verkehrsmittel oder diverse Körpermodifikationen. Vor dem inneren Auge baut sich einem so sehr leicht ein Bild von überfüllten Städten und moderner Kultur auf.
Man merkt aber auch sehr schnell, dass dieser Roman nicht einfach nur eine Geschichte zur Unterhaltung ist, sondern auch starke philosophische Gedankengänge mit sich bringt. Schon allein der Prolog ließt sich sehr bedeutungsschwer und hinterlässt ein Gewicht auf dem Leser.
Das Maß an Handlung bleibt dabei recht überschaubar, Spannung baut sich erst gegen Ende des Buches auf. Mich hat vor allem der philosophische Teil über den Sinn des Lebens und das Miteinander zum Weiterlesen veranlasst. Auch die atmosphärische Dichte hat mich sehr beeindruckt.
Dennoch gibt es einige Fragen die für mich ungeklärt blieben und auch das System der Lebensphasen hat sich mir noch nicht zu hundert Prozent erschlossen. Warum gerade den Keimen die Schuld gegeben wird, ist mir immer noch ein Rätsel. Da ich den Eindruck habe, dass diese Buchreihe nicht gänzlich undurchdacht sein kann, gehe ich davon aus, dass sich einiges noch in den Folgebänden klären wird. Daher ziehe ich auch nur einen Punkt ab.
 
CHARAKTERE
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Die Charaktere waren für mich einer der besten Aspekte des Buches. Vor allem die Konstellation der Charaktere ist sehr interessant angelegt und entspricht nicht den typischen Klischees die man mittlerweile in beinahe jedem Werk finden kann.
Die junge Avery wird von dem älteren, erfahreneren Skar begleitet und bilden zusammen eher eine Zweckgemeinschaft als alles andere. Dieses Gespann ist definitiv eines der interessantesten, von denen ich in letzter Zeit gelesen habe. Ihre Persönlichkeiten sind sehr gegensätzlich, was für einige Konflikte sorgt. Skar war mit Abstand der spannendste Charakter des gesamten Buches. Er ist sehr schroff und definitiv nicht dumm. Man erfährt nicht viel über ihn, aber es scheint einiges hinter ihm zu stecken. Auch sein Umgang mit Avery ist recht spannend, da er oft von teilnahmslos zu liebevoll wechselt.
Im Kontrast zu Avery und Skar steht Cash, dessen Eltern bereits zur Asche geworden sind und welcher somit einen nachvollziehbaren, wenn auch naiven Hass auf die Keime hat. Er zeigt einem sehr bildlich die andere Perspektive auf die Gesamtproblematik. Ähnlich verhält es sich auch mit einigen anderen Nebencharakteren. Cosima ist ebenfalls ein Charakter, für den man aufgrund ihrer großen Hilfsbereitschaft schnell Sympathie empfindet. Sie scheint auch recht essentiell für die Geschichte zu sein.
Generell werden die Charaktere sehr lebensnah beschrieben und dargestellt, man kann jeden von ihnen zumindest im Ansatz nachvollziehen und die individuellen Sorgen und Ängste verstehen. Avery bleibt für mich noch etwas farblos, was ihren Charakter angeht, es gibt kein ausdrucksstarkes Adjektiv, mit dem ich sie spontan beschreiben könnte. Dennoch glaube ich, dass sie in den Folgebänden noch wachsen und es sich somit ändern wird. Daher sehe ich darüber guten Gewissens hinweg und vergebe 5 Punkte.
 
SCHREIBSTIL
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Ich liebe ihn. Julia Mayer hat einen sehr einzigartigen Stil, der sicher nicht jedermanns Fall ist, meinen Geschmack jedoch definitiv trifft.
Teilweise werden Personalpronomen oder gar Verben einfach weggelassen, sodass der Text zeitweise auch einfach aus Ellipsen oder schlichten Aufzählungen besteht. Da man das nicht gewohnt ist, braucht es durchaus seine Zeit, ehe man sich daran gewöhnt. Zwischen diesen Verkürzungen sind oft sehr philosophisch anmutende Sätze eingestreut, welche eine ganz eigene Poesie mit sich bringen. Diese besondere Kombination macht Atmosphäre und Emotionen sehr greifbar und man kann sogar die Leidenschaft der Autorin spüren.
Weil der Einstieg jedoch schwer fällt und man eine Stelle manchmal auch mehrmals lesen muss, um ihren Sinn zu verstehen, vergebe ich 4 von 5 Punkten.
 
KAPITELLÄNGE
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Mit durchschnittlich 5-10 Seiten bei größerer Schrift sind die Kapitel recht kurz und könnten teilweise mehr Inhalt vertragen. Oft ist die Kürze jedoch auch durch den Spannungsaufbau in Form von Perspektiven- und Schauplatzwechseln oder Cliffhangern begründet. Daher 4 Punkte.



Eine Leseprobe findet ihr hier.
Näheres zum meinem Bewertungssystem gibt es hier.

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